Boy Lornsen
Boy Lornsen (07.08.1922 26.07.1996) war ein echter Sylter. Er wurde als Sohn eines Kapitäns (der Kap Horn umsegelte) in Keitum geboren. Nach dem Abitur 1941 leistete er bis 1945 Kriegsdienst. Anschließend ließ er sich als Zimmermann umschulen, studierte danach Freie Plastik in Hannover, machte daneben seinen Steinbildhauergesellen und 1952 die Meisterprüfung. Bis 1966 hatte er einen Steinbildhauerbetrieb in Brunsbüttel. Sein erstes Kinderbuch »Robbi, Tobbi und das Fliwatüüt« erschien 1967 und wurde ein Riesenerfolg. Seither zählt Lornsen zu den ganz großen phantastischen Kinderbuchautoren der Nachkriegszeit wie Otfried Preußler und James Krüss. 1972 erhielt er den "Friedrich-Bödecker-Preis", zwei Jahre später den Preis der japanischen Schulbibliothekare und danach viele andere Preise und Auszeichnungen. 1981 wurde er im renommierten PEN-Club aufgenommen. |
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Durch seine Kinderbücher wurde Boy Lornsen über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt - sie wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben einigen norddeutschen Erzählungen (unter dem Titel "Das Wrack vor der Küste" im Verlag H.Lühr & Dircks erschienen) schrieb er drei Bücher in Plattdeutsch.
Boy Lornsen starb am 26.07.1995 in seinem Heimatdorf in Keitum auf Sylt.
Veröffentlichungen:
* Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (1967)
* Jakobus Nimmersatt oder der Millionenwald von Poggenbüttel (1968)
* Abakus an mini-Max (1970)
* Barrabas und seine Welt (1972)
* Der Brandstifter von Tarrafal (1974)
* Dies und das kann Fridolin (1978)
* Störtebeker, Gottes Freund und aller Welt Feind (1980)
* Auf Kaperfahrt mit der Friedlichen Jenny (1982)
* Hieronymus Bosch (1983)
* Williwitt und Fischermann (1983)
* Williwitt und der große Sturm (1983)
* Williwitt und Vogelmeier (1984)
* Ferien im Storchendorf (1984)
* Sinfunikonzert - 13 plattdeutsche Gedichte (1984)
* Tim Träumer (1985)
* Wasser, Wind und Williwitt (1985)
* Nis Puk in der Luk (1985)
* Der Hase mit dem halben Ohr (1986)
* Tante Jeske (1986)
* Seenotrettungskreuzer Adolph Bermpohl (1987)
* Nis Puk - Mit der Schule stimmt was nicht (1988)
* Sie wohnen hinter dem Deich (1989)
* Schiffe: vom Einbaum zum Ozeanriesen (1989)
* Die Möwe und der Gartenzwerg oder... (1989)
* Sien Schöpfung un watt achterno keem (1991)
* Nis Puk und die Wintermacher (1993)
* Das Wrack vor der Küste (1993)
* Jesus von Nazareth. Een Stremel Weltgeschicht (1994)
Ein Gedicht:
Gott schuf sie
Gott schuf sie und ließ sie gewähren,
gab Erde, gab Geist und gab Zeit.
Und sie schlugen steinerne Beile
und Dolche und Speere und Pfeile
und wählten zum Götzen den Streit.
Sie nahmen den Fels für die Burgen
und Eisen für Rüstung und Schwert
und teilten in gut und in böse
und sagten, dass Gott sie erlöse
und hieben einander vom Pferd.
Sie gossen Gewehr und Kanone
und Worte wie Ehre und Mut
und zogen damit in die Kriege
und flehten zum Herrgott um Siege
und düngten die Erde mit Blut.
Sie bauten Maschinengewehre
und regneten Bomben herab
und sprachen vom Frieden auf Erden
und ließen den Frieden nicht werden
und füllten das Massengrab.
Sie griffen zum Mond mit Raketen
und stahlen der Erde das Grün,
verdarben die Wasser, die Fische
und nahmen der Luft ihre Frische
und meinten, es würde verziehn.
Sie spielten mit strahlenden Sonnen.
Und Geist wurde Henker und Knecht.
Noch träumten die Guten und Frommen
und sahen den Gluthauch nicht kommen
und fanden, so täten sie recht.
Sie kannten nur sich, nicht das Ganze,
vertaten die Zeit und ihr Glück,
verbrannten das Antlitz der Erde,
den Geist und das Sein und das Werde,
und Gott nahm die Schöpfung zurück.